Komm doch mal zur Kurberatung: Die Diakonie hilft, Erholung zu finden

Mon, 14 Aug 2023 15:12:23 +0000 von Bettina Sangerhausen

© B. Sangerhausen
Elvira Köhler
Wer rund um die Uhr für die Familie da ist, muss auch mal den eigenen „Akku“ wieder aufladen: Dafür gibt es die Mutter-/Vater-Kind-Kuren. Die Diakonie in Münden hilft mit ihrer kostenlosen Beratung, die richtige Kur zu finden, und kümmert sich um die lästige Bürokratie.
Gerade nach der Pandemie-Zeit sei der Bedarf an diesen Kuren, die der ganzen Familie zugutekommen, gestiegen, beschreiben es Dipl. Sozialpädagogin Barbara Jankowski und Beraterin Elvira Köhler. Die Pandemie-Situation habe mit ihren 24-Stunden-Eltern-Bereitschaftsdiensten die Ressourcen in den Familien erschöpft, so Jankowski. Immer wieder erlebt sie, dass Mütter für ihre Kinder nach einer Kur fragten, „dabei bräuchten sie diese selbst“.

Dennoch würden zurzeit weniger Kuren vermittelt als in den zurückliegenden Jahren.  Wurden in den früheren Jahren 60 bis 70 Ratsuchende mit den passenden Kliniken zusammengebracht, waren es im Jahr 2022 nur 30 Kuranträge.

Ein Grund ist die längere Wartezeit. Gab es früher spätestens nach drei oder vier Monaten einen Klinikplatz, so müssen Kurbedürftige heute neun bis zwölf Monate darauf warten. Die Ursache liegt wiederum in der Corona-Pandemie: In den Pandemie-Jahren konnten viele Kuren nicht stattfinden und werden jetzt nachgeholt. Dadurch habe sich alles verschoben, skizzieren es Elvira Köhler und Barbara Jankowski. Dennoch sollte man sich von den Wartezeiten nicht frustrieren lassen, ermutigt Köhler. Gerade in dieser Situation wäre es wichtig, eine Kur frühzeitig zu beantragen. 

Dabei hilft die Beratungsstelle. Sie bereitet vor, kümmert sich um die Bürokratie und, wenn nötig, bei einer Ablehnung seitens der Krankenkasse auch um einen Widerspruch. 

Die Möglichkeit von Kuren für Eltern ist gesetzlich verankert. Alle vier Jahre darf man eine solche Kur antreten, wenn sie vom Hausarzt medizinisch begründet wird. Kinder bis 12 Jahre können als Begleitkind oder selbst als Therapiekind an der Kur teilnehmen. Es gibt auch Mütter-Kuren ohne Kind, Spezialkuren für Alleinerziehende, für Trauernde, für Menschen, die unter einer Trennung oder Scheidung leiden, bei Krebserkrankungen sowie Kuren für behinderte oder schwerkranke (auch erwachsene) Kinder, an denen das Elternteil teilnimmt. Bei Letzteren ist sogar alle zwei Jahre eine Kur möglich. 

Im Beratungsgespräch vorher wird nicht nur gemeinsam nach der richtigen Kur und einer passenden Klinik gesucht, sondern die Ratsuchenden erfahren auch, was bei einem solchen Aufenthalt auf sie zukommt. Kur ist nicht „Urlaub auf Rezept“, auch, wenn der Erholungsaspekt im Vordergrund steht. Man müsse bereit sein, Anwendungen mitzumachen, aber auch sagen, wenn es zu viel wird. Die Kur gibt Impulse, die in den Alltag hinterher mitgenommen werden. Daher wird auch im Gespräch nach der Kur erörtert, wie man was zu Hause umsetzen kann. Denn die beste Kur hält nicht lange vor, wenn danach alles so weitergeht wie vorher. „Wir versuchen, das zu begleiten“, sagt Barbara Jankowski. Bei Bedarf wird hier auch eine weitere Beratung in den Fachstellen der Diakonie angeboten. 

Wichtig ist Elvira Köhler und Barbara Jankowski auch die Rückmeldung ihrer Klient*innen: Wie war die Kur? Was hat sie gebracht? Wie sind die Erfahrungen mit der Klinik? Die Kurhäuser, in die die Diakonie vermittelt, sind alle zertifiziert. Wenn aber die Rückmeldungen zu einzelnen Häusern dennoch zu schlecht sind, „werden sie nicht mehr belegt“. 

Die Rückmeldungen zum Effekt einer Kur reichen von „hat nicht viel gebracht“ bis hin zum radikalen Umkrempeln persönlicher Lebensumstände, die als krankmachend erkannt wurden. Das Gros liegt irgendwo dazwischen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Kuraufenthalt Müttern und Vätern guttut (Dr. Bernhard Braun, Uni Bremen, Anna Dietrich, Gesundheitswissenschaftlerin hkk/Handelskrankenkasse). Nach der Kur werden weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen, auch die Beziehung zu den Kindern verbessere sich, heißt es da. 

„Die Mütter nehmen immer irgendetwas mit“, beschreibt es Elvira Köhler, sei es eine Erkenntnis für sich selbst oder etwas, was den Umgang mit den Kindern angeht. Viele berichteten auch, dass der Austausch mit anderen Müttern ihnen gutgetan habe. Und manchmal entstünden auf diese Art sogar neue Freundschaften. 

Quelle: B. Sangerhausen
Elvira Köhler berät über die Kurmöglichkeiten.
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